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Samstag, 11. Februar 2017

Eis und wie eine machtgeile Industrie versucht, dessen Macht zu schmälern

Oh ja, ich liebe Eis. Wie es, anfangs eiskalt und später der Körpertemperatur angepasst, langsam im Mund zerläuft und sich so sein Aroma wunderbar nach und nach ausbreiten kann. Richtig gutes Eis- eine Seltenheit, aber einfach unvergleichlich.
Und ja, ich weiß wir haben Anfang Februar, aber ich kann diese Menschen einfach nicht verstehen, die der Meinung sind, dass die Außentemperatur und das Wetter die Lust auf Eis beeinflussen. "Iiih neee, es doch noch viel zu kalt für Eis!" Äh hallo? Zu kalt? Für Eis? Wer hat sich den Mist denn ausgedacht? Garantiert eine Erfindung der Glühwein-, Gebrannte-Mandeln- und gesamten Süßigkeitenindustrie (vor allem die der Schokoladenweihnachtsmänner), um jedenfalls einen kleinen Zeitraum im Jahr die Garantie für guten Umsatz zu haben.
Und weil die meisten Menschen sich aus irgendeinem Grund weigern, ab Temperaturen um die 10° und tiefer mit einer wunderbar deliziösen, großen, tropfenden Kugel Eis durch die Gegend zu laufen, müssen die Eisdielen ihre Geschäft für ein/zwei/drei Wintermonate einstellen. Es bricht mir jedes Jahr aufs Neue das Herz.
Die kleinen, süßen, anheimelnden Eisdielen schließen und schon rennen alle Menschen auf die Weihnachtsmärkte, kippen sich den Glühwein hinter die Binde, schmeißen ihr Geld für völlig überteuerte gebrannte Mandeln aus dem Fenster und kaufen die Süßigkeitenregale in sämtlichen Supermärkten leer (vor allem wie gesagt diese linken Schokoweihachtsmänner...). Zumindest tu ich das immer. Ich meine, irgendwie muss man den Schmerz doch betäuben, oder?
Aber mein geliebtes Eis, das kann mir nichts und niemand ersetzen, ich schwöre. Vor allem nicht das fertige Supermarkteis, nein danke.
Ich denke, ich werde in diesem Winter mal eine kleine Demo starten. "Diskriminierung der Eisdielen", "Winter sollte abgeschafft werden - Eisdielen leiden", "Macht die Augen auf - Stoppt die Anti-Eis-Mafia". Ich überlege, zusätzlich eine Doku zum Thema "Das stille Leiden der Eisdielen - Wie eine machtgeile Industrie versucht, uralte, deliziöse italienische Tradition zu zerstören" zu drehen. Irgendetwas muss ich doch tun können.
An dieser Stelle ein stilles Dankgebet an meine Stammeisdiele, dass sie endlich wieder ihre Pforten für ungetrübten Eisgenuss öffnet. Auch meine Wenigkeit wird natürlich - wie jedes Jahr - jeden Montag, Dienstag und für einige Zeit auch Mittwoch (ultimatives, nervtötendes Fangirl-Gekreische an dieser Stelle) auf der Matte stehen, um einzigartige Kreationen zu genießen.
Ich bin übrigens der Überzeugung, dass niemand Eis so sehr liebt wie ich, auch wenn ich mir unter keinen Umständen vorstellen kann, dass jemand Eis nicht liebt. Derjenige müsste nur mal einen Moccaccino-Stracciatella-Becher mit Weiße-Schokolade-Streusel probieren, der würde ihn ganz sicher vom Gegenteil überzeugen.

Eisige Grüße,
Freya xx

Montag, 6. Februar 2017

+++BREAKING NEWS: Vierbeiniger Retter bewahrt Frauen vor sicherem Tod durch Erfrieren+++

An dieser Stelle müssen wir aus gegebenem Anlass leider das Programm unterbrechen.
Grund dafür sind bahnbrechende Nachrichten aus dem Hause W.: An eben diesem Vormittag um ca. 11.30 Uhr wurden sich zwei Frauen aus Niedersachsen plötzlich bewusst, dass sie sich grandioserweise aus ihrem eigenen Anwesen ausgeschlossen hatten. Damit die beiden Hunde der Familie ihnen nicht hinterher laufen würden, hatten sie sämtliche Ein- und Ausgänge sorgfältig verschließen müssen.
Blöd nur, dass sie dabei ihren eigenen Haustürschlüssel im Haus liegen ließen. Nach anfänglicher Panik suchten die beiden Frauen also draußen nach einem für den Notfall deponierten Ersatzschlüssel. Ihre naive Hoffnung wurde jedoch in dem Augenblick erschlagen, in dem ihnen einfiel, dass man selbigen Schlüssel vor ein paar Wochen der Nachbarin gegeben hatte, da "sowieso doch immer irgendjemand zu Hause ist, und wenn nicht, dann ist der Stall halt auf. So'n kaputtes Schloss bringt das halt mit sich", so der Familienvater.
So langsam zog nun doch die Kälte unter die Jacken eher bescheiden gekleideten und sowieso schon ziemlich erkälteten Frauen, die nun mal leider nicht auf einen längeren Aufenthalt im Außenbereich vorbereitet gewesen waren, und so hieß der nächste geniale Einfall: Warum nicht eben jene Nachbarin nach ihrem Schlüssel fragen? Gesagt, getan. Hätte vielleicht auch geklappt, wenn diese zu Hause gewesen wäre und nicht auf der Arbeit.
Aber wenn sie auf der Arbeit war, dann konnte man sie ja auch telefonisch erreichen. Ach nee, dazu hätte man ja ein Handy/Smartphone bei sich tragen müssen, was in diesem Falle natürlich nicht gegeben war. Warum auch?
Nun also machte sich langsam und schleichend leicht Panik breit. Gut, die beiden hatten keinen Ersatzschlüssel. Die Nachbarin hatte einen, aber sie war nicht da. Telefonisch konnten sie auch keine Menschenseele erreichen. Dann blieb ja noch- ja, was denn eigentlich?
Ratlose Blicke wurden ausgetauscht, halbherzig aufmunternde Floskeln heruntergerattert, denen keine von beiden nur einen Fünkchen Glauben schenkte. Die Nasen liefen immer schneller, der Husten wurde stärker, während man zitternd tatenlos und ideenlos auf der Holzbank vor dem Haus saß.
Plötzlich wurde von drinnen ein Fiepen vernehmlich. Eine der beiden Frauen (Freya W.) stand auf und schaute durch die Tür direkt in die Augen eines ihrer Hunde. Und sie hatte plötzlich eine Idee. Wie ein wildgewordene Irre klopfte sie ununterbrochen gegen die Tür, bis sich der Hund in heldenhaftem Mut gegen diese warf. Den Gedanken an den Schaden, den er dabei der Tür zugefügt haben musste, aus dem Kopf ausschließend, klopfte sie weiter und weiter gegen die Tür und redete ihrem vierbeinigen Freund dabei ins Gewissen. Nach gefühlt stundenlangem Warten und erneutem Schwinden der Hoffnung, traf der tollkühne Retter mit einer Pfote die Türklinke, und Freya W., diese einmalige Chance ergreifend, drückte die nun entriegelte Tür auf, sodass beide Frauen schließlich aus der ihre Lebenskraft raubenden Kälte in die wohlige Geborgenheit ihres Hauses flüchten konnten.
Den selbstlosen Einsatz ihres Hundes würdigten sie mit nicht einem oder zwei - nein, mit ganzen drei Leckerchen, wissend, dass sie ihm die Unart des selbstständigen Türenöffnens schlussendlich doch austreiben würden müssen, und sie schworen sich hoch und heilig, 1. wieder einen Ersatzschlüssel außerhalb des Hauses zu deponieren und (nun ja, das wahrscheinlich im Rausche des dem-Tode-von-der-Klippe-springens) 2. das Haus sowieso nie wieder zu verlassen.
Die Rettung erfolgte um ca. 12.00 Uhr, sodass die beiden Frauen außer einigen psychischen Störungen (die laut Eigenaussage schon vorher vorhanden gewesen seien) keine nennenswerten Schäden davontragen werden.
Bescheiden: Joko (2) wahrt die Privatsphäre der Familie und äußert sich der Presse gegenüber nicht zu dem Vorfall.

Sämtliche, in diesem Bericht genannte Fakten sind keineswegs übertrieben und absolut objektiv dargestellt, der Autor übernimmt jedoch keine Verantwortung für ihren hundertprozentigen Wahrheitsgehalt. Hoch lebe die Pressefreiheit!

Donnerstag, 2. Februar 2017

Busfahrten

Ich fahre Bus. Jeden Tag.
Und mit mir viele andere Menschen. Jeden Tag.
Und dann sitze ich da, starre auf die Straße, die ich schon hunderte Male entlang gefahren bin, betrachte die Landschaft, die, sich nur mit den Jahreszeiten verändernd, immer gleich an mir vorbeizieht, höre das Brummen des Motors, der seit Jahren zuverlässig unter mir in seinem ganz eigenen Trott arbeitet.
Das einzige, was sich ändert, sind die Menschen.
Und dann sitze ich da und höre ihnen zu und beobachte sie, so unauffällig, wie es mir möglich ist.
Manche berichten über Familie und Freunde, manche planen ihr Wochenende und andere suchen Rat, wie sie Mama am besten von ihrer 5 erzählen können. Ich frage mich, ob ihnen bewusst ist, dass sie sich auf öffentlichem, freiem Raum befinden. Jeder, der möchte, kann sich geistig in ihre Gespräche einklinken und ein stiller Teil derer werden.
Und wenn ich lang genug da sitze, höre und beobachte, dann stelle ich mir vor, wie sie aus dem Bus aus- und in ihr Leben einsteigen. Ich stelle mir vor wie das kleine blonde Mädchen mit der blauen Brille, das unaufhörlich lacht, nach Hause geht und auf dem Weg ihr Lachen verblasst, denn die fünf in Deutsch wird schwerer und schwerer in ihrem Rucksack und sie kann den enttäuschten Blick ihrer Mutter schon in Gedanken kaum ertragen. Sie schließt die Haustür mit einem aufgesetzten Lächeln auf und hält gespannt die Luft an, bis ihre Mutter sie nach ihrem Schultag fragt. Ein schnelles "Gut" und die Sache hat sich erledigt. Sie geht nach oben, nimmt ihr Diktat heraus und fälscht die Unterschrift ihrer Mutter, wissend, dass am nächsten Elternsprechtag die Hölle los sein wird. Aber was soll sie tun? Ihre Mutter wird es ihrem Vater erzählen und wenn dieser betrunken am Abend nach Hause kommt, dann würde sie sich wünschen, gar nicht erst von der Schule zurückgekommen zu sein. Wie lange würde sie das noch durchhalten?
Oder der missmutig dreinblickende, großer, junge Mann in abgewetzter Kleidung, der immer wieder das Mädchen mit den schwarz gefärbten Haaren vor sich beobachtet, wenn sie abwesend aus dem Fenster starrt. An der nächsten Haltestelle steigen beide aus und gehen in verschiedene Richtungen davon. Während wir übrigen weiterfahren, stelle ich mir vor, wie er schlecht gelaunt einen Fuß vor den anderen setzt. Rechts. Links. Rechts. Links. Und dann wird er langsamer. Er denkt nach und bleibt stehen. Und dreht sich um. Er sieht kurz blau-schwarz glänzende Haare um die Ecke verschwinden, an der sich Pegasus- und Wilhelm-Busch-Straße treffen. Dann geht er wieder los, diesmal in genau entgegensetzte Richtung, als er es eigentlich tun sollte. Rechts. Links. Rechts. Links. Schneller, immer schneller wird er, bis er um die Ecke biegt und sie vor sich sieht, zum Greifen nah. "Hey", ruft er, sie dreht sich um. Er kramt in seiner Tasche und zieht einen Ring heraus. Auf einem Gesicht breitet sich ein ungläubiges Lächeln aus, von einem gepiercten Ohr zum anderen. "Kann es sein, dass der dir gehört?", fragt er und verschweigt, dass er den Ring nicht gefunden, sondern eines Tages aus ihrem Rucksack genommen hatte. Er brauchte das Geld, das er mit dem Verkauf hätte verdienen können, doch diesen Schritt hatte er schließlich doch nicht über sich gebracht. Und so brannte der Ring jedes Mal förmlich ein Loch in seine Tasche, wenn er sie ihm Bus gesehen hatte. Sie bedankt sich und fragt ihn, ob nicht auf einen Kaffee mitkommen möchte, während er innerlich schwer zu kämpfen hat. Ob sie ihm jemals vertrauen würde, wenn er ihr die Wahrheit verriete?
Ich bilde mir ein, diese Menschen zu kennen. Ihre Gedanken, ihre Ängste, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. So viele Menschen, so viele Schicksale zusammengepfercht in einem kleinen Bus. So viel, was die Fantasie aus den Wegen machen, die sich hier plötzlich treffen und oft genauso plötzlich wieder auseinander gehen. Meist unberührt. Manchmal verbunden.
Aber immer irgendwo wahrgenommen. Wenn nicht von mir, dann sicherlich von jemand anderem.